Eines der Dinge, die mir in meinem Hermann-Leben gut gefallen, sind die besonderen Begegnungen mit Menschen. Egal ob jung oder alt. Ich hatte schon glückselige Zuhörer, die sich bei der gespielten Musik an ihre Jugend erinnerten und junge Menschen, die völlig fasziniert von der alten Technik, dem Grammo-Sound und der Musik waren.
Heute war ich im besonderen Einsatz. Ein älterer Herr hat mich gegooglet mit einer ganz besonderen Anfrage: Er hätte eine alte Schellackplatte, die sein Vater (damals Toningenieur bei Bavaria Film) vor langer Zeit aufgenommen hat. Zu hören seien der Vater und die Schwester (und er selbst auch, wobei diese Schellackplatte erst noch gefunden werden will).
Natürlich möchte er diesen Schatz nicht aus der Hand geben und suchte jemanden, den er mit der Platte unterm Arm besuchen kann. So stand er heute bei mir vor der Türe.
Die Schellackplatte hat sich als etwas ähnliches als eine Folie im Vinyl-Single-Format entpuppt, die wie eine Schellackplatte mit 78 U/min aufgenommen wurde. Aber dadurch hatten wir das Problem, dass der schwere Tonarm des Grammophons die Plattenrille regelrecht abfräst. Das ist auch ein wenig passiert bis ich auf die Idee kam, ein kleineres Grammophon mit leichterem Tonarm zu nutzen, das auch im Fundus ist.
Mit meinem Picolo, einem kleinen Koffergrammophon, hat es schließlich funktioniert. Zu hören waren der Vater des Herren und seine ältere Schwester, die damals noch ein Kleinkind war. Das muss ca. 1948 gewesen sein. Es war rührend, diese Stimmen zu hören und im Augenwinkel den Herrn zu beobachten.
Wir spielten die „Schellack-Folie“ ab, ich nahm sie als MP3 auf und brannte ihm davon eine Audio-CD bzw. schickte ihm die (bearbeiteten) MP3 via WhatsApp aufs Smartphone.
So ausgestattet verlies er mich nach einer guten Stunde wieder und strahlte über alle Backen. Mir hat es auch Spaß gemacht!