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Plattenunterhalter Hermann als Plattenretter Hermann in Aktion

Eines der Dinge, die mir in meinem Hermann-Leben gut gefallen, sind die besonderen Begegnungen mit Menschen. Egal ob jung oder alt. Ich hatte schon glückselige Zuhörer, die sich bei der gespielten Musik an ihre Jugend erinnerten und junge Menschen, die völlig fasziniert von der alten Technik, dem Grammo-Sound und der Musik waren.

Heute war ich im besonderen Einsatz. Ein älterer Herr hat mich gegooglet mit einer ganz besonderen Anfrage: Er hätte eine alte Schellackplatte, die sein Vater (damals Toningenieur bei Bavaria Film) vor langer Zeit aufgenommen hat. Zu hören seien der Vater und die Schwester (und er selbst auch, wobei diese Schellackplatte erst noch gefunden werden will).

Natürlich möchte er diesen Schatz nicht aus der Hand geben und suchte jemanden, den er mit der Platte unterm Arm besuchen kann. So stand er heute bei mir vor der Türe.

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Die Schellackplatte hat sich als etwas ähnliches als eine Folie im Vinyl-Single-Format entpuppt, die wie eine Schellackplatte mit 78 U/min aufgenommen wurde. Aber dadurch hatten wir das Problem, dass der schwere Tonarm des Grammophons die Plattenrille regelrecht abfräst. Das ist auch ein wenig passiert bis ich auf die Idee kam, ein kleineres Grammophon mit leichterem Tonarm zu nutzen, das auch im Fundus ist.

Mit meinem Picolo, einem kleinen Koffergrammophon,  hat es schließlich funktioniert. Zu hören waren der Vater des Herren und seine ältere Schwester, die damals noch ein Kleinkind war. Das muss ca. 1948 gewesen sein. Es war rührend, diese Stimmen zu hören und im Augenwinkel den Herrn zu beobachten.

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Wir spielten die „Schellack-Folie“ ab, ich nahm sie als MP3 auf und brannte ihm davon eine Audio-CD bzw. schickte ihm die (bearbeiteten) MP3 via WhatsApp aufs Smartphone.

So ausgestattet verlies er mich nach einer guten Stunde wieder und strahlte über alle Backen. Mir hat es auch Spaß gemacht!

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Hermann an Bord der Alten Utting

Am 2. Dezember 2018 durfte ich als Plattenunter Hermann in einer wirlich besonderen Location auftreten: einem alten Ammersee-Schiff mitten in München, der Alten Utting. Nein, nicht dass das Schiff auf der Isar dümpelte – es trohnt auf einer alten Eisenbahnbrücke in Sendling.

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Hinter dem Schiff fand ein kleiner Weihnachtsmarkt statt. Es gab verschiedene kulinarische Angebote und Künstlerhandwerk. Es gab auch einige Feuertöpfe, an denen sich die Besucher wärmen konnte.

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Im Bauch des Schiffes, dem ehemaligen Passagierraum, spielte von 14 – 17 Uhr die Musik aus längst vergangenen Tagen: Jazz und Hits aus den 40ern von den großen Musikern der damaligen Zeit: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Sammy Davis jn, Dean Martin, Frank Sinatra, Rosemary Clooney, Bing Crosby, Doris Day und viele weitere.

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Mir hat das großen Spaß gemacht und auch das Publikum hatte Freude daran. Wohl waren um die Zeit viele Kinder an Bord, die sich mehr für die alte Technik oder die Bedienung des Grammophons interessierten. Doch einige andere hatten (auch) Freude an der Musik.

Für mich ist die Alte Utting eine tolle Bühne und ich freue mich auf weitere Auftritte und Begegnungen. Ahoi!

Plattenunterhalter Hermann in märchenhafter Kulisse

Am 9. Dezember 2017 war ich auf dem Märchenbazar in München eingeladen. Ein wunderschönes Festival des Wannda Circus auf dem Viehof. Ein nettes, kleines Spektakel, auf dem viel geboten wurde. Unter anderem erklang aus dem Märchenzelt auch Musik aus längst vergangenen Zeiten…

Ich legte Musik aus den 30er und 40er Jahren per Schellackplatten und Grammophon auf. Ein Sound, den viele nicht (mehr) kennen. Denn das Grammophon klingt ganz eigen, kommt ohne Strom aus und verrichtet nur mit Federkraft seinen Dienst. Bei großen Locations wie in diesem Zelt brauche ich lediglich ein Mikrofon, das im Schalltrichter liegt, um den Sound zu verstärken.

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Ich spielte verhältnismäßig lange von 13 – 17 Uhr. Hermann hatte während des Plattenauflegens ziemlich viel zu tun. Eine Plattenseite spielt ca. 2 – 3 Minuten, danach muss das Grammophon wieder aufgezogen werden. Alle zwei Plattenseiten braucht die Schalldose eine neue Nadel, denn die verwendete ist dann bereits so abgeschliffen, dass sie die Schellackplatten weitaus mehr schädigen würde, als sie es ohnehin bereits tut. Zwischendurch wähle ich die nächste Platte für die „Playlist“ aus und führe Gespräche mit den Besuchern. Es war eine schöne Zeit und ich bekam wieder eine Menge Kontakt zu den Leuten, die sich gerne mit mir über die Musik und „Low-Tech“ unterhielten.

Apropos Low-Tech – ich wurde im Programm auf der Internetseite des Märchenbazars korrekt als Plattenunterhalter Hermann angekündigt – Musik Kathegorie: DJ-Grooves 🙂

DJ-Grooves

Beim Wannda Circus war ich bereits mehrmals zu Gast und freue mich immer, dort auftreten zu können. Es sind tolle Projekte, nette Leute und immer gute Besucher, die ich dort treffe. Gerne wieder!

 

Passend zum Ambiente: Hermann beim Frühlingsfest eines Antik Möbel Marktes

Es war noch einigermaßen frisch aber sonst hätte das Wetter kaum besser sein können. Ich durfte beim Frühlingsfest eines Antik Möbelmarktes bei uns im Dachauer Hinterland spielen – zwei Auftritte an zwei Tagen.

Antik Möbel Maier in Lampertshausen ist in einem wunderbar renovierten Hof untergebracht. Die ehemaligen Ställe und Scheunen sind jetzt Ausstellungsfläche für liebevoll restaurierte alte Möbel und Accessoires aus vergangenen Zeiten.

Ich hatte die Wahl, ob ich im Cafe spielen wollte (geschlossener Raum) oder auf dem Hof draußen. Klar, dass ich lieber die warmen Sonnenstrahlen genießen wollte. Außerdem hatte ich mir speziell für diesen Job einen alten Verstärker gekauft – eine Aktivbox wie sie die Straßenmusikanten in den Fußgängerzonen benutzen. Mit einem Mikrofon konnte ich die Grammofon-Musik, die sonst ohne Strom rein mechanisch erzeugt wird, aus dem Schalltrichters meiner Electrola (Modell 101) verstärken. So hatten alle etwas von der Musik.

Das Feedback war super. Jung und Alt genoß die Musik aus vergangenen Zeiten. Nette Gespräche hatte ich ständig. Die Musik aus den 30/40ern war sehr authentisch zum Umfeld. Das hat Spaß gemacht –  gerne wieder.

Schellacks hören ohne zu kurbeln

Wer Grammophone mag, will auch kurbeln. Ich jedenfalls möchte das. Trotzdem besitzte ich seit einiger Zeit einen „Dual 260W“ – ein elektrisch betriebenes und per Tonabnehmer verstärktes Grammophon.

Es war nie meine Absicht, ein solches Gerät zu kaufen. Aber es war in einer Truhe eingebaut, die ich gut gebrauchen konnte. Ich suchte etwas, in das ich meine Schellacks einstellen kann. Das waren früher Musiktruhen. Eine kleine davon fand ich irgendwo im Norden der Republik, die „nur zum Abholen“ inseriert war. Verständlich offen gesagt.

Ich fragte trotzdem mal freundlich nach, ob sie doch geschickt bekäme, wenn ich den kompletten Versand inklusive Verpackungsmaterial etc. organisierte. Nach mehrmaligem (sehr netten) hin- und her mailen erfuhr ich, dass diese Musiktruhe mit dem Dual 260 von einem Tanzlehrer genutzt wurde, der auch damit Tanzunterricht gab. Auch ein Hermann – nur hieß der Olaf.

Ich organisierte also den kompletten Versand und Olaf war so nett und hat mir das Ding top verpackt. Der Versand war ein echtes Risiko, aber es lief alles perfekt und ein paar Tage später bekam ich ein riesen Packerl. Die Musiktruhe nebst bestens erhaltenem Dual 260.

Beides dürfte seit Ende der 30er Jahre die Wohnzimmer von ich-weiß-nicht-wievielen Vorbesitzern geschmückt und beschallt haben. Jetzt ein echter Hingucker in meinem Musikzimmer, indem alles von Schellacks bis zum Musikstreaming ertönt. Auch macht darauf mein alter Saba Meersburg aus den 50ern (als Verstärker) eine gute Figur.

Live on Stage: Hermann und die Electrola 102

Ich brauchte ein robustes, gut erhaltenes und gut klingendes Grammophon für meine gelegentlichen Auftritte. Die Wahl fiel auf das legendäre Electrola Model 102.

Electrola war die erste deutsche Marke, die ein transportables “leichtes“ Grammophon herstellen konnte. Die Membran der Schalldose bestand aus einem besonderen Kunststoff, der patentiert wurde. Es wurde nahezu 25 Jahre lang unverändert hergestellt.

Heute noch klingt das Grammophon hervorragend und spielt die Schellackplatten so ab, wie sie damals gedacht waren.

Thorens Excelda – das Reise-Grammophönchen

Der Sinn eines Koffergrammophons war die Mobilität. Aber die Dinger sind immer noch verhältnismäßig groß und vor allem schwer. Ein normales Koffergrammophon hat die Maße eines kleinen Koffers und wiegt über 10 kg.

Aber es gab ganz besonders mobile und leichte Grammophone – die sogenannten Kamera- , Mini- oder Reisegrammophone. Thorens, eine schweizer Marke, hat in den 30ern des letzten Jahrhunderts ein solches Teil gebaut – das Excelda.

Eines davon habe ich gefunden und gekauft. Ein durchweg gebrauchtes Instrument, aber technisch und klanglich prima. Man steckt es zusammen, befestigt eine Schellackplatte darauf und schon ertönt echter Schellack-Sound. Beser als man es von dem kleinen Ding erwarten würde. Hier führe ich das Excelda einmal vor:

ACHTUNG! Ich habe dummerweise den Tonarm im Video falsch aufgelegt. So, wie es im Film läuft, macht das sowohl die Platte als auch die Nadel sehr schnell kaputt. Ich wiederhole das Video sobald ich Zeit dafür finde. Bitte nur den Aufbau beachten…